|
|
Usability-Test im Labor (Beispiel)
Wir hatten die Aufgabe, den Internet-Auftritt eines Versandhandels zu
prüfen.
Hierzu haben wir zunächst einen Experten-Review durchgeführt und dann für die
offenen Punkte Testpersonen in unser Usability-Labor eingeladen und ihnen die
Aufgaben gestellt, bestimmte Waren zu bestellen und Konditionen zu vereinbaren.
Usability-Test unter Laborbedingungen |
Im Usability-Labor testen wir Software - und keine Personen. Deshalb gibt es
bei uns auch keinen entwürdigenden halbdurchlässigen, Spiegel. Versuchsleiter
und Techniker befinden sich ansprechbereit mit im Labor. Wenn Testpersonen nicht
weiterkommen - wir helfen ihnen weiter, haben aber alles per Tastatur- und
Szenenkamera dokumentiert. Auf der Bildschirmaufzeichnung (entweder durch
Software-Screenlogging oder mittels Hardware in der Video- Leitung) und
Tonaufzeichnung protokollieren wir alle Interaktionen. |
|
|
Aufnahme der Szene
Aufzeichnung des Bildschirms
Tastaturkamera
|
Vorzugsweise prüfen wir, ob die Prüfaufgaben erfüllt werden können -
gehen also zielgerichtet vor. Eyetracking (Aufzeichnung der Blickkontakte) - aus
der Konsumforschung bekannt - halten wir für weniger hilfreich. Anders als bei
Printmedien, Ladeneinrichtungen oder Filmen nutzen wir die
Interaktivität des Computersystems zur Feststellung der Zielerrreichung. Für uns zählt
die Aktion. Ein nichtbenutztes Schaltelement sagt mehr als tausend Blicke.
Wir prüfen nicht nur einzelne Bildschirm-Formulare, sondern ganze
Bearbeitungssequenzen (Dialoge). Erst hierdurch wird deutlich, ob die Software
wirklich der Aufgabe einer Sachbearbeitung oder einer E-Commerce-Bestellung
angepasst ist.
Bei dem Beispiel bekamen die Testpersonen Aufgaben, Waren im Werte von
jeweils 5.000 € zu bestellen. Durchschnittlich wurde bei den Versuchen nur
für 2.350 € ( = 47 % ) bestellt.
Gründe für die Defizite (Auswahl)
zu tiefe Menüstruktur, keine Suchmaschine, vom bekannten Papierkatalog
abweichende Struktur, ungewöhnliche Navigationskonzepte, nicht erkennbare
Verknüpfungen ("Links"), unangepasster Übergang von Rezeption
("Bilderbuch") zur Aktion ("Bestellung").
Bei der Suche nach einem bestimmten Artikel musste über 16 Bildschirme
navigiert werden. |
Die Ergebnisse unserer Benutzbarkeits-Untersuchungen haben zu einer vollständigen Überarbeitung des Internet-Auftritts geführt.
Der Anbieter hat hierzu zehn Agenturen beauftragt, Konzepte für einen Relaunch
auszuarbeiten.
Bei der Auswahl der Agentur haben wir den Versandhandel beraten.
Alle MitarbeiterInnen der ausgewählten Agentur wurden in einem Inhouse-Seminar
in den Grundlagen der Software-Ergonomie geschult - als Grundlage dienten die
Ergebnisse des Experten-Reviews und des Usability-Tests.
Der Umsatz ist mit dem neugestalteten Internet-Auftritt deutlich
gesteigert worden.
|
|